Freitag, 28. September 2018

Kajak-Tour zur "Isla Chora"

Am Dienstag war schulfrei, Annas Geburtstag. Zur Feier des Tages hatten wir uns was ganz Besonderes ausgedacht:

„Annas Geburtstag feiern wir auf einer einsamen Insel!“ 🎂

Kurz nach Sonnenaufgang nutzten wir die Mitfahrgelegenheit von Annas Gastvater um nach Sámara zu kommen. Am Strand gibt es eine Surfschule „La Isla Surf“, die neben ausgezeichneten Surfkursen auch Kajak-Touren anbietet. Surf- und Kajaklehrer Jairo hatten wir schon beim letzten Besuch in Sámara kennen gelernt und so war alles ganz schnell organisiert. Unser Ziel sollte die Insel „Isla Chora“ sein, klein aber fein und vom „Playa Sámara“ aus gut zu sehen. So weit weg konnte sie also nicht sein ....


Schon um 8 Uhr waren wir auf dem Weg zur Insel. Anna und ich zusammen in einem Kajak und Jairo in einem zweiten Kajak neben uns her. Jairo spricht ein sehr verständliches Spanisch, so dass wir seine Anweisungen gut verstehen konnten. Es dauerte nicht lange und wir spürten die Anstrengung in unseren Armen. Muskelkater garantiert! 


Nach 45 Minuten erreichten wir die kleine Felseninsel. Zauberhafte Stille lag in der Luft als wir mit den Füßen den funkelnden, fast weißen Sand berührten. Wir bewunderten die steilen, bizarren Felsen und die Pflanzen, die auf der eher spärlich bewaldeten Insel besonders in der Regenzeit ihren Platz finden. 
Wir dachten wir sind alleine, aber da täuschten wir uns ....

  


Zur Erfrischung überraschte Jairo uns mit leckeren tropischen Früchten und das Allerbeste war eine Geburtstagstorte, die er Anna mit großer Freude überreichte. Als er eine Ananas und Mango aufschnitt eilten aus allen Ecken hungrige „Garrobos“ und bettelten um unsere Fruchtabfälle. Ein faszinierendes Schauspiel! 
Die Insel ist mit jeder Menge „Garrobos“ besetzt. „Garrobos“ sind harmlose Leguane, wovon es in Costa Rica 38 verschiedene Arten gibt.


Zur Abkühlung nutzen wir die von Jairo mitgenommenen Schnorchel-Ausrüstungen um in den Ozean abzutauchen. Leider war das Wasser vom starken Regen der vergangenen Nacht sehr aufgewühlt und man konnte von der Unterwasserwelt kaum etwas sehen. Nach 1 ½ Stunden Aufenthalt wurde der Himmel merklich dunkler und wir paddelten wieder zurück. Auf dem Rückweg kreuzte eine schwimmende Meeresschildkröte unseren Weg und zum krönenden Abschluss sorgte eine große Welle für das Kentern unseres Kajaks. 😂
Die Kajak-Tour hat uns sehr viel Spaß gemacht, ganz sicher werden wir diese Geburtstagsfahrt nie mehr vergessen.

Mittwoch, 26. September 2018

Unser Recycling-Projekt und das Müllproblem

Unser Recycling-Projekt geht nun in die dritte Woche. Die Kinder haben in den vergangenen Tagen viel Plastikabfall gesammelt und bringen das „Stopfmaterial“ müllbeutelweise mit in die Schule. Tüten, Becher, Deckelchen und sonstiges Verpackungsmaterial, alles was auch nur irgendwie durch die kleinen Flaschenöffnungen passt, wird mit Stiften in die Flaschen gestopft. 
Selbst alte Flip-Flops passen durch das Flaschenloch 😳 .... und wenn nicht wird mit der Schere nachgeholfen. 😉



Wir haben mittlerweile 19 mit Plastikabfall gefüllte Flaschen. Da momentan wegen des Streiks nur 1/3 der Schüler zur Schule kommen hoffen wir darauf, dass auch die zu Hause gebliebenen fleißig sammeln. Mindestens 150 Flaschen benötigen wir um mit dem Mauerbau zu beginnen. Deshalb müssen unsere kleinen „Flaschenkönige“ weiterhin die Jagd auf Plastikmüll machen.



Mit unserem Recycling-Projekt lenken wir die Aufmerksamkeit der Kinder ganz gezielt auf das Thema Müll. Wir sensibilisieren sie und machen ihnen bewusst, dass das achtlose Wegwerfen von Müll nicht nur die Landschaft verschandelt, sondern riesige Umweltschäden verursacht. Letztendlich landet das ganze Zeug in den Meeren und den pazifischen Ozean haben wir direkt vor der Tür ....

Es gibt hier keine Müllabfuhr und auch keine großen Müllverbrennungsanlagen. Der eigene Abfall wird von jeder Familie selbst verbrannt. Demnach ist Müll, seine Lagerung und Verbrennung immer ein Thema im Dorf. 
Genau genommen könnte man den Gegebenheiten positives abgewinnen. Denn hier muss sich jede Familie noch aktiv mit der Entsorgung beschäftigen. Das ist nicht wie bei uns in Deutschland, wo man Unmengen an Verpackungsmüll einfach nur in die Tonne wirft ....
Nein, hier erlebt man´s hautnah: 😢

verbrennen stinkt,
verbrennen macht krank, 
verbrennen verschmutzt die Umwelt
verbrennen macht Arbeit, 
verbrennen braucht Zeit 

Ich denke den Europäern (Deutschland ist leider Verpackungsmüll-Europameister), fehlt immer noch die logische Konsequenz als Erziehungsmaßnahme: 

Was würde passieren, wenn auch in Deutschland ab sofort jeder seinen Müll selbst verbrennen müsste? 

Ein radikales Umdenken muss stattfinden. Müll muss endlich vermieden werden und das geht nur durch das Verzichten auf unnötige Verpackungen! 
.... und genau Das zeigen wir den Kindern hier in Costa Rica. Wir sensibilisieren sie und die Kinder haben große Freude daran!

Übrigens, zum Abfall gehört in den Familien auch das Toilettenpapier, denn das wird hier nicht in der Toilette entsorgt. Die Abflussrohre sind nicht dafür ausgelegt, das Papier würde die Toiletten verstopfen und das wäre eine Katastrophe.

Fußballturnier und gutes Essen

Am Sonntag wurde im „Salón Comunal“, einem Dorfgemeinschaftshaus, unweit unseres Hauses gefeiert. Frauen- und Männerfußballmannschaften, auch aus umliegenden Dörfern, versammelten sich hier zu einem großen Fußballturnier. 🏆

"Salón Comunal" in Esterones

Fußballplatz mit "Regenzeit-Rasen"

Schon einen Tag zuvor beschäftigte sich unsere Familie mit der Zubereitung von „Gallo Palmito“. Palmito ist der zarte Teil am Ende des Stiels einer Palme. Kleingehackt wurde Palmito zusammen mit kleingeschnittenem Fleisch, Zwiebeln, Knoblauch, Paprika, Kräutern und Gewürzen gemischt und über dem Feuer gekocht. 
Auch am Sonntag trafen wir uns alle schon ganz früh im "Salón Comunal" um in der Küche zu helfen. Hier wurde mit vielen Händen in großen Mengen geschält, geschnitten und gehackt. Eine große Gaumenfreude das alles zu probieren. 😋
Ich bin gespannt wie lange mir meine Hosen noch passen ....👖


Dienstag, 25. September 2018

Generalstreik dauert an!

Schon zwei Wochen Generalstreik und ein Ende ist immer noch nicht abzusehen. Die Bevölkerung geht weiterhin auf die Barrikaden. Mittlerweile lähmen sogar Straßenblockaden den Verkehr auf wichtigen Verbindungsstraßen, so dass die Polizei immer öfter einschreiten muss.

Auch letzte Woche haben wir Vormittags sechs Schulkinder betreut. „Der Renner“ der Woche war die Herstellung von Perlen-Ärmbändern. Diese Aufgabe bescherte uns eine sehr angenehme Arbeitsatmosphäre. Die Kinder lieben das Fädeln mit Perlen, sogar die Jungs verspürten Lust auf eigene Armbänder. Und weil die Kinder so gerne malen, haben wir gleich am nächsten Tag Steine bemalt. Jeder dieser Steine, individuell in Form und Farbe, kommt zum dekorativen Einsatz und macht die Schule noch bunter und schöner wie sie schon jetzt ist.


Normalerweise putzen die Eltern regelmäßig die Schule ihrer Kinder. Aber auch sie haben aufgrund des Generalstreiks die Arbeit in der Schule niedergelegt. Da es an der Zeit war die Schule zu putzen, haben wir entsprechende Reinigungsarbeiten unter den Schülern verteilt. Doch das war gar nicht so einfach, da gab es tatsächlich einige Mädchen, die weigerten sich und meinten das sei Aufgabe der Eltern. Wir motivierten und machten deutlich, dass eine saubere Schule für die Schüler und nicht für Eltern sei. Aber das wollten die Mädchen nicht hören. Statt mitzumachen ignorierten sie uns. Doch letztendlich kam der Ausdruck unserer Enttäuschung an, denn am Ende haben alle mitgeholfen. 👍


In unserem kleinen Dorf leben etwa 100 Menschen. Die Kinder sind immer im Dorf, das Dorf ist ihre Welt. In Sámara, dem nächstgelegen Städtchen, herrscht buntes Treiben. Hier findet man Hotels, Restaurants, Bars, Supermarkt, Souvenirläden und Surfschulen. Aber es kommt mir vor als sei Sámara ein Ort, den die Kinder nicht sonderlich mögen. Vielleicht weil Touristen dort ein Leben führen, welches die Kinder von zu Hause nicht kennen?

Ich denke immer wieder über die so kleine Welt aus den Augen der Kinder nach .... letzte Woche haben wir sie ihre Wünsche für die Zukunft aufschreiben lassen. Dabei ist mir deutlich geworden, dass sich die Kinder neben beliebten Berufen wie Polizist oder Tierarzt auch nach Unbekanntem sehnen. Sie möchten mit ihrer Familie in ein anderes Land ziehen oder auch in der Forschung arbeiten .... und sie möchten Geld und ein eigenes Haus haben.


Es hat ein sehr interessanter Austausch mit den Kindern statt gefunden. Letztendlich waren wir uns alle einig wie wichtig ein ruhiges Umfeld für gutes Lernen ist .... und die Kinder wissen jetzt, dass sie mit Lernen ihren Wünschen ein Stück näher kommen können. 🏡

Samstag, 22. September 2018

Waschen wie zu Uromas Zeiten!

Ja, meine Gasteltern haben eine Waschmaschine. Wäsche waschen funktioniert hier allerdings nicht so, wie ich das kenne .... schon beim ersten Anblick der Waschmaschine war mir klar, dass ich hier meiner Gastmutter erst mal über die Schulter schauen muss. 

Die Familien in Costa Rica sind sehr gepflegt, täglich wird geduscht und auch Kleidung gewaschen. Meine Gastmutter wäscht jeden Vormittag. Nach dem ersten Waschvorgang in der Bottich-Waschmaschine (die werden seit den 40er Jahren vermarktet) schruppen ihre geübten Hände die Wäsche kraftvoll über einen Wäschestein. 😳 Das ist nichts für feine „Boutique-Stöffchen“. Rustikale Kleidung ist hier gefragt, sie muss Sonne, Schweiß, Schmutz und raue Waschsteine gut aushalten können. Gerne wasche ich jetzt, wie alle Freiwilligen, meine Wäsche selbst, so kann ich die Lebenszeit meiner Kleidung entscheidend verlängern. 😃

.... und so funktioniert das Waschen:

1.  Zunächst wird die linke Waschtrommel mit mehreren Eimern kaltem Wasser (warmes Wasser gibt es nicht) und Waschpulver befüllt. Das Wasser kann nicht elektrisch aufgeheizt werden, es bleibt kalt. 

 

Bottich-Waschmaschine


Das Waschmittel riecht sehr gut

2.  Jetzt nimmt man einen Arm voll Kleidungsstücke (nach hell und dunkel sortiert) und legt sie ins Wasser. 

3.  Mit dem Drehen an einem Knopf startet man das Bewegen der Wäsche. Dies geschieht mit einer Rührscheibe, die sich am Boden des Bottichs befindet. Sie bewegt die Wäsche abwechselnd links- und rechtsherum. Dieser Waschvorgang dauert etwa fünfzehn Minuten.

            

4.  Anschließend nimmt man die Wäsche aus der Trommel und reibt sie über den geriffelten Stein im linken Becken damit stärkere Verschmutzungen gelöst werden. 

     

     Nichts für feine Stöffchen

5.  Im nächsten Schritt wird das Waschmittel aus der Kleidung gewaschen. Dazu nimmt man mit einem kleinen Eimerchen klares Wasser aus dem rechten Becken auf und gießt dies über die Kleidung, drückt die Wäsche aus und wiederholt den Vorgang bis die Seife ausgewaschen ist.

 

 Jeder Tag ist Waschtag

6.  Jetzt kommt die Schleudertrommel (rechts im oberen Bild) zum Einsatz. Sie schleudert letztendlich das überschüssige Wasser aus der Wäsche.

Nach dem Waschen ist es wichtig die Wäsche sofort in die Sonne zu hängen, damit sie möglichst schnell trocknen kann. Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit wäre ein schattiger Platz ungeeignet. Die Wäsche würde nicht richtig trocknen, muffig riechen und schlimmstenfalls Schimmel bilden. Das ist auch der Grund warum man hier seine Kleidung besser nicht in einen Schrank legt. Auch die Bettwäsche und die Matratze freut sich darüber regelmäßig in der Sonne gelüftet zu werden.


Mittwoch, 19. September 2018

Schön zu wissen, dass Ihr dabei seid!

Hallo an alle zu Hause gebliebenen, 

es freut mich sehr, dass Ihr so zahlreich in meinem Blog vorbeischaut. Auch wenn meine meisten Fans in Deutschland zu Hause sind, so wird mein Blog mittlerweile auch in Bali, Belgien, Chile, Frankreich, Polen, Schweiz und den Vereinigten Staaten aufgerufen. Nicht zu vergessen Costa Rica, denn auch hier, in meiner zweiten Heimat, habe ich bereits viele Fans. 😊
Ich freue mich sehr über Eure Kommentare, Eure Rückmeldungen motivieren mich auch weiterhin fleißig über meine Erfahrungen und Erlebnisse zu berichten.
Aber seht mir bitte nach, dass ich freigegebene Kommentare nicht beantworte. Die Zeit rast und auch hier in Costa Rica hat der Tag nur 24 Stunden.

PURA VIDA! 
Eure Annika

„pura vida“ heißt wörtlich übersetzt „pures Leben“. Wer hier „pura vida“ sagt möchte freundlich sein und seinem Gegenüber mitteilen, dass er gesund und glücklich ist.

Tag der Unabhängigkeit

Am 15. September feiert Costa Rica nun schon seit fast 200 Jahren seine Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Spanien. Seinerzeit waren galoppierende Reiter Tag und Nacht unterwegs um den Menschen die freudige Nachricht zu überbringen. Die Menschen kamen mit Laternen aus ihren Häusern um den „Überbringern“ den Weg zu leuchten.

Der kleine Laternenumzug unserer Kinder in Esterones am Vorabend des 15. Septembers erinnert genau an dieses Ereignis. Schon Tage und Wochen zuvor werden alle öffentlichen Gebäude Costa Ricas mit den Farben der Flagge rot, weiß und blau geschmückt. Auch wir haben unsere Schule in Nationalfarbe getaucht. 

„Día de la Independencia“ ist da und es wird landesweit ausgelassen gefeiert. Große Paraden, kulturelle Veranstaltungen und Feuerwerk locken viele Besucher in die großen Städte. Auch Anna und ich haben uns mitreißen lassen. Mit dem Bus machten wir uns auf den Weg nach Nicoya um dort die große Parade zu sehen. Die Parade ist ein Festumzug, der von großen Schulen ausgerichtet wird. Schüler präsentieren sich in traditioneller Kleidung, die speziell für den Unabhängigkeitstag angefertigt wird. Sie tragen Flaggen, tanzen und sorgen mit Xylophon und Trommel für gute Stimmung. Allgegenwärtig sind immer wieder die drei Farben der Flagge Costa Ricas. 






Die Parade erinnerte mich sehr an unsere Faschingsumzüge in Deutschland .... allerdings mit einem gravierenden Unterschied: 
In Deutschland habe ich mir vor Kälte fast immer die Füße abgefroren. Hier aber war es so heiß, dass ich glaubte die Freiheitsfackel unter meinen Füßen zu spüren. 😅

Generalstreik? Wir machen Schule!

Seit letzte Woche Montag protestieren hunderttausende Menschen Costa Ricas mit einem Generalstreik gegen eine Steuerreform. Auch die Lehrer an unserer Schule haben ihre Arbeit niedergelegt, weshalb zur Zeit kein offizieller Schulunterricht stattfindet.

Damit keine Langeweile aufkommt, haben Anna und ich beschlossen, die Kinder mit eigenen Angeboten in der Schule zu beschäftigen.


Zu Wochenbeginn verschönerten wir das Äußere der Mensa. Es gab noch einige pflegebedürftige Stellen die die Kinder mit viel Energie („Farbenschlacht“ inklusive 🙈) grün rollten. 





Darüber hinaus bastelten wir gemeinsam eine Geburtstagskalender-Girlande. Jeder Schüler hatte die Aufgabe seinen Handumriss mit Geburtsdatum auf ein Blatt zu malen. Beim Ausmalen der einzelnen Kalenderblätter entstanden wunderschöne farbige Hände. Während die Mädchen bunte Ringe und Fingernägel bevorzugten, sahen die Jungs das etwas schlichter, sie blieben einem Farbstift treu.


Auf Wunsch der Kinder haben wir an mehreren Tagen Deutschunterricht angeboten. Neben Zahlen, Körperteilen und Familienmitgliedern wie z.B. Bruder oder Schwester war die Begrüßung ein sehr gerne angenommenes Thema. Ich bin mir sicher, dass ich in unserem kleinen Dorf statt „hola“ oder „hasta luego“ jetzt öfter mal ein „Hallo“ oder „Tschüß“ zu hören bekomme. 😁

Zwischen den Lernphasen bieten wir immer wieder Gruppenspiele an. Hat die Konzentration der Kinder nachgelassen, sorgen wir auf
diese Weise für Abwechslung und gewinnen deren Aufmerksamkeit wieder zurück. Das beliebteste Spiel der Woche heißt „Werwolf“, ein Spiel aus Deutschland, das kannte hier noch keiner. Die Erklärung auf Spanisch war eine echte Herausforderung und es brauchte einige Zeit bis die Kinder wussten worum es geht. Schon nach der ersten Runde mochten sie das Spiel und alle hätten am liebsten den ganzen Tag „Werwolf“ gespielt.


Gegen Ende der Woche bastelten wir mit den Kindern Laternen für Costa Ricas Unabhängigkeitstag. Die von uns vorbereiteten Laternen-Grundformen wurden von den Kindern bemalt und zusammengebaut. Mit Batterie-Lämpchen bestückt, zogen sie mit ihren Laternen am Abend vor dem 15. September durchs Dorf.


Ach ja, unser Wettbewerb zieht .... die Kinder haben für unser Recyclingprojekt fleißig Müll gesammelt. Wir haben jetzt schon 19 mit Plastikmüll befüllte Flaschen für unsere Mauer. 👏

Auch meine zweite Schulwoche hat mir viel Spaß gemacht, jede Anstrengung hat sich gelohnt. Leider kamen wegen des Streiks nur sieben Schüler zu unseren täglichen Angeboten. Nicht alle Kinder haben die Erlaubnis der Eltern zur Schule zu gehen, wenn kein offizieller Unterricht ist. Das ist sehr schade, denn wir wussten von weiteren Kindern, dass sie gerne gekommen wären. Hoffen wir, dass der Streik bald vorüber ist.

WLAN habe ich hier nur an einem nahegelegenen Hotel, es liegt auf halbem Weg zum Strand. Ich habe die Erlaubnis mich dort aufzuhalten um das Netz für meinen Blog zu nutzen. Im Hotel arbeiten vier weitere Freiwillige aus Argentinien, Nicaragua und Frankreich. Anna und ich haben Kontakt aufgenommen, einen schönen viersprachigen Abend hatten wir schon .... ganz bestimmt werden weitere folgen.

Sonntag, 16. September 2018

Morgens, Mittags und Abends „Gallo Pinto“


„Gallo Pinto“ (übersetzt: „Gefleckter Hahn“). Das traditionelle Gericht Costa Ricas wird in meiner Gastfamilie zu jeder Mahlzeit gegessen. Das „Gallo Pinto“ meiner Gastmutter Sandra besteht aus gekochtem Reis und gekochten schwarzen Bohnen. Beides wird zusammen mit Zwiebeln und Knoblauch in der Pfanne in viel Öl angebraten und mit Salz und Pfeffer gewürzt. 


Kein Tag ohne "Gallo Pinto"

Sandra kocht jeden Morgen eine große Menge davon, warm gehalten wird es im Laufe des Tages zu jeder Mahlzeit gereicht. Die Beilagen variieren, meist gibt es Fleisch, Fisch oder Salat dazu. Morgens esse ich es gerne zusammen mit Rührei, Speck und Obst. Sehr gerne mag ich frische Papaya oder Ananas. Die Früchte schmecken hier unglaublich lecker, sie kommen nach der Ernte direkt auf den Tisch und müssen keine langen Wege auf sich nehmen bis sie beim Verbraucher sind.


Herzhaft  oder süß? Beides! 😋

Letztes Wochenende habe ich mit meiner Familie Krebse und Schnecken für das Abendessen gesammelt. Am Strand „Playa Buena Vista“ konnten wir kurz vor Sonnenuntergang bei Ebbe jede Menge „Lebendiges“ finden. 


Bei Ebbe lassen sich gut Krebse und Schnecken sammeln

Bei der Zubereitung der Meeresfrüchte lernte ich wie man die Schnecken nach dem Kochen aus ihrem Schneckenhaus pult und was man vom Fleisch abschneiden und nicht mitessen sollte. Sehr viel Arbeit für das, was letztendlich gegessen werden kann. Aber die Mühe hat sich gelohnt, zusammen mit Reis, Zwiebeln, Paprika und Koriander hat alles unglaublich lecker geschmeckt.


Krebse und Schnecken garen auf dem Feuer

Einige „Cucarachas“ (Schnecken mit Panzer, wörtlich übersetzt Kakerlake 😆) sind nicht zum Kochen geeignet, sie schmecken danach nicht mehr. Daraus machten wir „Ceviche“, das ist ein Fischsalat bei dem der Fisch nicht gekocht, sondern kurz in Limettensaft mariniert wird. Durch die Säure verändert sich das Eiweiß wie auch beim Garprozess. Der Fisch wird hell und ist danach nicht mehr roh sondern leicht gegart. 

Montag, 10. September 2018

Meine erste Schulwoche

Mein Start in die Freiwilligenarbeit war überwältigend, Anna und ich wurden sehr herzlich aufgenommen. Alle haben sich riesig gefreut und wir konnten uns vor unendlich vielen Umarmungen kaum retten. 



Alle Altersstufen in einer Klasse

Momentan besuchen 19 Kinder die Schule in Esterones. Alle Kinder von 8 bis 14 Jahren werden gemeinsam unterrichtet. Schulzeit ist Montag bis Freitag von 7 - 13 Uhr. Die Kinder tragen Schuluniform, schwarze Hosen oder Röcke kombiniert mit weißen kurzärmeligen Hemden. Zur Schule gehört eine Mensa, in der die Kinder Frühstück und Mittagessen bekommen. Miteinander Essen hat große Bedeutung, vor jeder Mahlzeit und zu Schulbeginn wird gemeinsam gebetet. 


Schule in Esterones


Unser Unterrichtsraum 

Die Schule ist sehr schön und bunt, vielseitiges Arbeits- und Bastelmaterial steht zur Verfügung. Unterrichtet wird von der Schulleiterin in den Fächern Spanisch, Mathematik, Naturwissenschaften und Sozialkunde. Für den Englischunterricht steht ein weiterer Lehrer zur Verfügung. Die Kinder lernen mit Arbeitsheften und bekommen je nach Alter unterschiedliche Aufgaben. Im Englischunterricht geht es gerade um das Thema Kleidung. Kleidungsstücke werden gemalt und danach laut ausgesprochen. 

Whiteboard und Boardmarker ersetzen hier die gute alte Tafel und Kreide. Sehr überrascht bin ich darüber, dass Kinder aller Altersstufen auch am Laptop sitzen. Es mangelt allerdings noch sehr an gutem Umgang mit Gerät und Technik. Vielleicht bietet sich hier eine Projektidee und ich habe in den nächsten Monaten die Möglichkeit ältere Kinder damit vertraut zu machen.

In meiner ersten Woche stand ich den Schülern mit Rat und Tat zur Seite. Es ist schön zu erleben wie frei und liebend gerne die Kinder mir Fragen stellen. Neben Hilfestellungen habe ich kleinere Aufgaben übernommen, wie z.B. das Diktieren und Korrigieren eines spanischen Textes. Aber auch administrative Aufgaben standen an, wie z.B. das Eintragen von Schulkosten in computergeführte Listen oder auch das Schmücken der Schule für den Unabhängigkeitstag am 15. September.
Außerdem haben Anna und ich unser Recyclingprojekt vorgestellt. Zusammen mit den Kindern wollen wir eine Mauer aus Plastikflaschen bauen. Die Kinder haben zunächst die Aufgabe die Plastikflaschen mit Müll zu befüllen. Um die Motivation zu steigern haben wir einen Wettbewerb daraus gemacht. Wer die meisten Flaschen mit Müll befüllt bekommt einen Preis ...

Das Highlight dieser Schulwoche war eindeutig der „Dia de los Niños“ (Tag der Kinder). Der Tag, an dem die Kinder eine Stunde länger schlafen und eine Stunde früher nach Hause gehen dürfen und der Tag, an dem die Kinder zum Feiern verkleidet in die Schule kommen. Es wurde gesungen, getanzt und gespielt. Neben vielen Süßigkeiten, Pizza und einer riesigen Torte gab es viele Geschenke für die Kinder. „Dia de los Niños“ ist ein ganz besonderer Tag hier in Costa Rica.



Schulfeier am "Dia de los Niños“


Süßes für die Kinder

Bedingt durch das gemeinsame Unterrichten aller Altersstufen gestaltet sich der Unterricht schwierig und ist sehr gewöhnungsbedürftig. Es wird gespielt, erzählt, gelernt und nicht selten umhergelaufen. Aufgrund der gegebenen Umstände ist es laut und die Schüler können sich nur schwer konzentrieren. Die Lehrerin scheint meterdicke Nerven zu haben ... eine Herkulesaufgabe, ich gebe mein Bestes!

Mittwoch, 5. September 2018

Zeit zum Ankommen

Nach meiner Landung und der Nacht in San José ging es gleich am frühen Morgen noch in der Dunkelheit auf eine mehrstündige, abenteuerliche Reise zur Gastfamilie. Im öffentlichen Bus führte mich der Weg zunächst über geteerte Straßen durch kleine Dörfer und Wälder. Nach und nach wurde die Zivilisation weniger und die Straße verwandelte sich in einen Schotterweg. Dabei wurde ich so heftig durchgeschüttelt, dass ich mir, obwohl ich schon 27 Stunden wach war, um das Einschlafen keine Gedanken machen musste.

Von meiner Gastfamilie wurde ich sehr herzlich aufgenommen. Das hat mir nach der ganzen Anspannung wirklich gutgetan und ich war sehr erleichtert, dass nun die Anreise hinter mir lag. Auch Angie, meine Betreuerin von First Hand, kontaktierte mich kurz nach der Ankunft was mir zusätzlich Sicherheit gab. Sie ist für uns Freiwillige rund um die Uhr erreichbar. Ich lebe hier in einer großen Familie, meine Gasteltern haben vier Kinder und nebenan leben weitere Familienangehörige. Hier ist immer was los!

Mein Zimmer befindet sich in einem kleinen, separaten Häuschen mit Bad. Es ist sehr einfach hier, aber es ist alles da was ich brauche. Ich fühle mich hier schon jetzt geborgen, denn die Menschen sind sehr herzlich und das Dorf ist winzig. Hier kennt einfach jeder jeden. Alles ist neu und es wird einige Zeit brauchen bis ich wirklich angekommen bin. Die Lebensgewohnheiten und Einstellungen der Menschen sind mit meinen nicht vergleichbar. Es wird hier wenig geplant, man lebt den Tag.



Mein kleines Häuschen

Die Verständigung klappt für den Anfang einigermaßen gut und ich kann verstehen wenn nicht ganz so schnell geredet wird .… und es ist ein tolles Gefühl verstanden zu werden, auch wenn ich mir sicher bin, dass mein Satz nicht korrekt ist.

Nebenan bei der Schwester meiner Gastmutter wohnt Anna, eine weitere Freiwillige aus Deutschland, sie ist ein Tag nach mir hier angekommen. Wir verstehen uns sehr gut und es ist schön zu wissen, dass man die Erlebnisse mit einem Menschen aus der Heimat teilen kann. Am Wochenende waren wir gemeinsam am nahegelegenen Strand „Buena Vista“. Begleitet von Affen, bunten Vögeln und Blumen erreichten wir schon nach 20 Minuten Fußweg den paradiesischen, menschenleeren Strand. 



Playa Buena Vista

Zu Wochenbeginn hat uns Annas Gastvater auf seinem Pick-up nach Sámara mitgenommen. Er betreibt dort seinen Obst-Verkaufsstand. Die Fahrt dorthin war sehr abenteuerlich, wir beide saßen zwischen den Früchten auf der Ladefläche.
Sámara ist ein kleines Städtchen an einer halbmondförmigen, 5 km langen Bucht. Die vielen Palmen am Ufer und der breite, weiße Sandstrand sind einfach traumhaft! Mich umgibt hier eine atemberaubende Natur mit vielfältiger Tierwelt. Das alles beeindruckt mich sehr.


Playa Sámara



Flusslauf Playa Sámara