Freitag, 4. Januar 2019

Weihnachten und Silvester in Costa Rica

Eine wirklich außergewöhnliche Silvesternacht liegt hinter mir, sieben Stunden nach „Old Germany“ bin auch ich gut ins neue Jahr gekommen! 🎉
Aufgrund einiger Nachfragen über Costa Ricas Weihnachts- und Silvesterbräuche werde ich in diesem Blog genauer darauf eingehen.

Euch allen ein frohes neues Jahr 2019! 🍀
Eure Annika




Weihnachtsbräuche

Rund 85 Prozent der Costa-Ricaner bekennen sich zum Christentum. Die große Mehrheit davon ist römisch-katholisch, dementsprechend wird die Geburt Christi auch in Costa Rica gefeiert.

Schon Ende November, wenn die Regenzeit endet, sieht man in den großen Städten die ersten bunt blinkenden Lichterketten und weihnachtliche Girlanden. Zypressen  dienen als Nadelbaumersatz, da diese aber sehr schnell trocknen bevorzugen die meisten Familien einen Weihnachtsbaum  aus Plastik. Mit elektrischen Lichterketten, Kugeln und Schleifen stehen sie, wie auch in Deutschland, bunt geschmückt in den heimischen Stuben. 🎄

Treibholz-Weihnachtsbaum am „Playa Giones“ 

Einen besonderen Stellenwert nimmt die Weihnachtskrippe  ein. Die Ticos lassen beim Bau ihrer Kreativität freien Lauf. Neben selbstgebauten Holzhütten und Figuren findet man nicht selten echte Wasserläufe und grüne, mit Moos gestaltete Wiesen. Das Christuskind  wird jedoch immer erst am 24.Dezember um Mitternacht in die Krippe gelegt.


Ein weiterer Brauch sind die „Posadas“, die an die Wanderung von Maria und Josef erinnern. Meist kirchlich organisiert, ziehen Gruppen schon Wochen vor Weihnachten von Haus zu Haus und singen Weihnachtslieder.

„Posadas“ erinnern an die Wanderung von Maria und Josef

An Heiligabend gehen die Familien in die Kirche um zu Danken. Anschließend wird gemeinsam zu Abend gegessen und gefeiert. Die traditionellste Speise der Weihnachtszeit ist Tamales". Tamales sind vielseitige, mit Gemüse und Fleisch gefüllte Maisteigtaschen. Wie Geschenke werden sie in Bananenblätter verpackt bevor sie in heißem Wasser gekocht werden. Eine wirklich leckere Geschmacksüberraschung, die man in froher und geselliger Runde genießt! 

Tamales - Gefüllte Maisteigtaschen

Schnell vergeht die Zeit bis Mitternacht. ⏰ Nachdem das Christuskind in die Krippe gelegt wurde, beginnt die Bescherung  und die Geschenke dürfen ausgepackt werden. 

Doch Weihnachten wird in Costa Rica sehr unterschiedlich gefeiert. Ich bin froh, dass der Konsum, der auch Costa Rica schon lange eingeholt hat, noch nicht so sehr in unser kleines Dorf „eingedrungen“ ist.
Nicht überall im Land haben die Familien genügend Geld (insbesondere nach der Regenzeit) um sich Weihnachtsschmuck, Geschenke und ein großes Festessen leisten zu können. So auch in unserer Familie. Wir verbrachten die Weihnachtsfeiertage, wie alle Tage, ganz schlicht und einfach in unserem kleinen Dorf Esterones. Am 26. Dezember besuchten uns meine beiden älteren Gastgeschwister mit ihrer Familie. In froher Runde wurde gegrillt und auch ich kam in den Genuss leckere Tamales zu essen. 

Meine jüngere Gastschwester und die Kinder meines Gastbruders Erick mögen mich sehr. Ich hatte viel Spaß zusammen mit ihnen und konnte bei „Elfer raus“ in bester Gesellschaft ein stress- und konsumfreies Weihnachtsfest genießen.



Silvesterbräuche

Zwischen Weihnachten und der ersten Januarwoche finden in Costa Rica weitere Feierlichkeiten statt. Da gibt es z.B. das große Reiterfest („Tope“) in San José. Wie auch schon Anfang Dezember beim Lichterfest, zieht es erneut viele Besucher zur Parade in die Hauptstadt. Ebenso findet man an zahlreichen Orten traditionelle Stierkämpfe ("Fiesta del Toros“), die jedes Jahr von tausenden Costa-Ricanern besucht werden. 🐂 
Die Stierkampf-Arena ist immer umgeben von einem großen Jahrmarkt mit Buden, Verkaufsständen, Fahrgeschäften, Musik, Tanz und traditionellem Essen. 🎡


Jahrmarkt in Samará

Auch in unserem nahegelegenen Städtchen Samará fand zum Jahreswechsel ein Stierkampf und ein Jahrmarkt („Chinamos“) statt. Im Anschluss an das Spektakel erfolgte ein schönes Feuerwerk  am Strand.

Geplant war, den Silvesterabend mit meiner ganzen Familie am Strand in Samará zu verbringen. Mein Gastvater hatte es geschafft sein kaputtes, schon lange im Schuppen stehendes Auto, wieder zum Laufen zu bringen. Das wollten wir nutzen …. doch die Vorfreude war nur kurz, schon nach wenigen Tagen war das Auto heiß gelaufen und erneut fahruntüchtig. Stundenlang sah ich meinen Gastvater am Auto arbeiten, leider erfolglos. 🚘


Seit ich hier bin ist das Auto nur wenige Male gefahren

Auch die Möglichkeit mit einem „Sammel-Pick-up“ nach Samará zu kommen zerschlug sich kurz vor Abfahrt aufgrund Unterschreitung zahlungsfähiger Mitreisenden. Letztendlich entschieden sich meine Gasteltern dazu, auf Samará zu verzichten. 😩

So kam es, dass ich mich zusammen mit Anna per Autostopp auf den Weg zum 8 km entfernten Samara machte. Schon bald bot uns ein Motorradfahrer seine freie Sitzfläche an und wir erreichten auf abenteuerlichem Weg eine halbe Stunde später erleichtert das Ziel. 

Wohlwissend, dass bei Costa Ricas Stierkämpfen (Bullenreiten) das Tier weder verletzt noch getötet wird, entschieden wir uns dazu „Fiesta del toro“ zu besuchen (8,50 USD). Ab 20 Uhr saßen wir für die nächsten dreieinhalb Stunden unter hunderten Zuschauern auf der Tribüne. 

Wer reitet welchen Stier? Das Los entscheidet!

Während nacheinander zwölf Stiere ihre Reiter zu Fall brachten, war es auch Besuchern gestattet mitzumachen. Besonders Mutige versammelten sich gemeinsam in der Arena bevor der aufgeregte Bulle mit seinem Reiter eingelassen wurde. 

Die Aufgabe eines Stierreiters ist es, solange wie möglich auf dem Stier sitzen zu bleiben. Keine leichte Aufgabe, denn das verängstigte Tier setzt natürlich all seine Kräfte ein um seinen „Feind“ mit wilden Bocksprüngen abzuwerfen. 



Meist dauert das Abwerfen nur Sekunden und die Zuschauer feuern den Reiter lautstark an, damit er beim Aufstehen und Weglaufen rasch in Sicherheit kommt. Sofort lenken einige Männer mit roten Tüchern und auch die „Mutigen Besucher“ der Arena die Aufmerksamkeit des Stieres auf sich, bis ihn schließlich zwei Cowboys auf ihren Pferden mit dem Lasso einfangen.





Rückblickend stelle ich fest, dass der traditionelle Stierkampf in Costa Rica eine nicht ganz ungefährliche „Mutprobe“ ist, mit der sich Männer auf Kosten der Stiere beweisen möchten. 

Kein Wunder, dass die Stierkämpfe umstritten sind .... mehrfach gingen die Tiere, vom Lasso stark stranguliert, zu Boden. Regungslos lagen sie da bis ihnen das Lasso wieder etwas gelockert wurde. Auch wenn die Tiere nicht getötet wurden, so empfand ich das gewaltsame Einfangen als Tierquälerei. 

Gegen 23:30 Uhr machten wir uns auf den Weg zum nahegelegenen Strand um zusammen mit netten Menschen das neue Jahr zu begrüßen. Es herrschte costa-ricanische Familienidylle. Jung und Alt feierten fröhlich miteinander. Überall duftete es nach Essen und das eigene Lagerfeuer diente als Grill.

Nachdem die ersten Raketen stiegen und sich das Feuerwerk mit seinen leuchtenden Farben im Meer so wunderschön spiegelte, musste ich mich wieder mal kneifen um zu spüren, dass das alles wahr ist, was ich hier erlebe. 😍



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