Donnerstag, 25. Oktober 2018

Ereignisreiche Nacht im Schildkröten-Camp

Letzte Woche Dienstag hatte ich die Möglichkeit eine Nacht im Schildkröten-Camp zu verbringen.

In Costa Rica ist der Schutz der vom Aussterben bedrohten Meeresschildkröten gesetzlich verankert. Viele Organisationen, wie auch „First Hand“ sorgen dafür, dass die Zeit von der Eiablage bis zum Schlüpfen der Jungtiere gesichert ist. Ohne Hilfe würden nur etwa 5% der Jungtiere überleben. Die Gefahren lauern überall, schon die Eier sind Jagdbeute von Landtieren wie z.B. Waschbären, Echsen, Krokodilen oder Geiern.


Dieses Nest wurde von einem Waschbären ausgeraubt. 

Schaffen es die Kleinen bis zum Wasser, sind sie leichte Beute für Meerestiere. Aber das ist der natürliche Lebenslauf, viel schlimmer ist das was wir Menschen anstellen …. Im Pazifik verenden die meisten Tiere in den Netzen der immer intensiver betriebenen Industrie-Fischerei oder sie ersticken qualvoll an Plastikmüll. Menschen plündern die Nester, essen die Eier, verkaufen die Schildkröten und nutzen die Panzer für die Schmuckherstellung.

Etwa 100 Eier legt die Schildkröte, bevorzugt in der Regenzeit, in ihr selbst ausgegrabenes Loch. Dank der wärmenden Sonne schlüpfen die Jungtiere nach zwei Monaten und krabbeln auf direktem Weg ins Meer. Eine lange Reise zu den Galapagosinseln und der Küste von Kolumbien beginnt. Es ist der Ort, an dem sie ihr Leben verbringen …. und wenn sie mit 20 Jahren paarungsfähig sind, kehren sie zur Eiablage genau an denselben Strand zurück, an dem sie das Licht der Welt erblickt haben. Einfach faszinierend! 

Hier in Costa Rica gibt es vier Meeresschildkrötenarten (Lederschildkröte, Grüne Meeresschildkröte, Karettschildkröte, Olive Bastardschildkröte), die zur Eiablage an die Küste kommen. Dazu nutzen sie nur die für sie geeigneten Strände. Unser Strand „Playa Buena Vista“ ist ein solcher Strand. Die Schildkröten kommen nachts im Schutz der Dunkelheit an Land um ihre Eier abzulegen.

In der Regenzeit ist der Strand „Playa Buena Vista“ von Esterones und auch von Sámara aus nur über einen Fluss, der in das Meer mündet, zu erreichen. Je nach Regen ist der Fluss unterschiedlich tief und ausgerechnet am Dienstag regnete es wieder mal wie aus Eimern. Aber der Regen konnte uns nicht davon abhalten und unser Abenteuer begann mit einer Flussüberquerung .... 
Mit den Rucksäcken in der Hand stiegen wir in den Fluss. Eine Weile lang ging mir das Wasser bis zum Bauchnabel, alles war gut. Doch plötzlich wurde es tiefer, das Wasser reichte jetzt bis an die Schultern und ich musste mein Rucksack auf den Kopf nehmen. Anna war mir etwas voraus und ich sah wie sie zu Schwimmen begann. Ich selbst konnte den Rucksack einigermaßen trocken halten und war wirklich froh als ich endlich auf der anderen Seite Nils, einen Freiwilligen aus dem Camp, begrüßen konnte. Von hier aus marschierten wir 1,3 km am Strand entlang bis zum Schildkröten-Camp.


Das Camp ist das einzige Gebäude an der etwa 2 km langen menschenleeren Bucht direkt am Waldrand. In einer auf Stelzen errichteten Hütte gibt es einen offenen Schlafraum mit Stockbetten, eine Küche, eine Toilette, zwei Duschen und einen großen Esstisch für die ganze Mannschaft. Es gibt kein elektrisches Licht. Licht gibt die Sonne, der Mond, die Kerzen oder das Lagerfeuer. Trinkwasser fließt über eine Leitung aus dem nächsten Dorf und das Wasser für Dusche und Toilette muss aus einem Brunnen im Wald gepumpt werden. Beide Vorräte werden in dafür vorgesehene Wassertanks gespeichert.


Das Leben im Camp richtet sich ganz nach den Schildkröten, sie stehen im Mittelpunkt. Die täglichen Mahlzeiten, Tag- und Nachtschichten in der Brutstation und Patrouillengänge geben den Tagesablauf vor. Schichtfreie Zeiten verbringt man mit surfen, schwimmen, sonnen, lesen, schreiben oder interessanten Gesprächen. 

Kurz nach Sonnenaufgang um 5:30 Uhr werden alle geweckt. Vor dem Frühstück, wenn die Sonne noch nicht vom Himmel brennt, beginnt die anstrengendste Arbeit des Tages. Das Reinigen der benutzten Nester in der Brutstation. Die Brutstation ist ein eingezäunter, in Quadrate eingeteilter Bereich. In jedem Quadrat befindet sich ein Nest. 


Die Jungtiere schlüpfen meist nachts, sie hinterlassen Eierschalen, es können aber auch geschlossene Eier oder tote Schildkrötenbabys im Nest verbleiben. Das alles wird entfernt und der verbrauchte Sand wird abgegraben, in Säcken zum Meer getragen und gegen frischen Sand ausgetauscht.

Um 8 Uhr ist Frühstückszeit, nach zwei Stunden harter Arbeit knurrt der Magen und man freut sich riesig auf ein nahrhaftes Frühstück. Das Essen im Camp ist wirklich superlecker, es wird von Daniel, einem der beiden Camp-Leiter selbst gekocht.

Nach dem Frühstück stehen täglich wechselnde Arbeiten an: 
·     Camp putzen
·     Strand vom angeschwemmten Plastikmüll säubern
·     Den Weg zu den beiden Flüssen von Pflanzen befreien
·     2x wöchentlich Lebensmittellieferung vom Fluss abholen
·     Wassertanks reinigen

Alle Freiwilligen haben außerdem die Aufgabe sich für jeweils 2 Stunden während einer Tag- und einer Nachtschicht in der Brutstation oder auf Strand-Patrouille den kleinen Meeresschildkröten zu widmen. In der Brutstation werden die Nester alle 20 Minuten nach schlüpfenden Babys abgesucht. Zum Schutz vor Fressfeinden befinden sich auf den Nestern leicht eingegrabene Körbe ohne Boden. Jungtiere schlüpfen immer senkrecht nach oben und befinden sich nach dem Hochkrabbeln in den schützenden Körben. Die geschlüpften Tiere werden gezählt, gewogen und gemessen. Danach bringt man sie in einem Eimer wieder genau an den Strandabschnitt, an dem die Eier von der Mutter vergraben wurden. 

Ich hatte Glück und konnte in meiner Nachtschicht tatsächlich einen Eimer voll mit kleinen geschlüpften Babyschildkröten zum Meer tragen. 


Etwa 10 Meter vom Wasser entfernt habe ich sie frei gelassen, denn die Kleinen müssen die letzten Meter selbst bewältigen. Es ist ein tolles Gefühl zu sehen wie etwa 100 kleine Schildkrötenbabys zielstrebig und in größter Eile zum Meer flitzen.

Eine Patrouille geht zwei Mal pro Nacht den ganzen Strand ab um nach Eier legenden Schildkröten oder deren Nestern zu suchen. Die Nester findet man am besten, indem man Ausschau nach Schildkrötenspuren hält.



Schildkrötenspur im Sand

Aufgabe der Patrouille ist die Eier möglichst bald nach der Eiablage auszubuddeln und zur bewachten Brutstation zu bringen. Dort werden sie dann zeitnah wieder vergraben (ca. 1 Meter tief) damit die Embryos keinen Schaden nehmen. Sollte man Schildkröten bei der Eiablage antreffen darf man ihnen nur mit Rotlicht-Lampen begegnen. Rotes Licht können sie nicht wahrnehmen. Weißes Licht würde sie irritieren und in die falsche Richtung locken, weg vom rettenden Meer. Nur der Mond soll ihnen den Weg weisen. Muttertiere werden vermessen und markiert um festzustellen ob sie mehrmals in der Saison oder jedes Jahr an den gleichen Strand zurückkehren. 



Mit etwas Glück kann man am „Playa Buena Vista“ einer bis zu 2,5 Meter großen Lederschildkröte beim Nest graben und Eier legen zuschauen. Deren Saison geht von September bis März …. genau meine Zeit hier in Costa Rica! Bisher hatte ich noch nicht das Glück. Aber ich konnte während meiner Strand-Patrouille kurz nach Sonnenaufgang, anhand von Schildkrötenspuren, fünf Nester aufspüren. Aus jedem Nest haben wir etwa 100 Eier ausgegraben und zum wieder Eingraben in die Brutstation gebracht.



Beim Ausgraben muss man Handschuhe tragen, die Eier sind sehr empfindlich und vertragen keinen Kontakt mit Creme, Mückenschutz Spray oder sonstige Chemikalien.





Auch wenn meine Nacht im, von der Flussüberquerung nass gewordenen Schlafsack, sehr kalt und verregnet war, würde ich jederzeit wieder gerne ins Camp gehen. Im Moment befinden sich dort acht Freiwillige aus Frankreich, Belgien, Österreich und Deutschland, alle zwischen 18 und 35 Jahre alt. Es ist ein unglaublich tolles Gefühl sofort in den Kreis einer großen internationalen Familie aufgenommen zu werden und gemeinsam an einem der schönsten Plätze der Welt für den Erhalt der Meeresschildkröten zu kämpfen.

Sehr erstaunt hat mich allerdings die Nutzung von Plastiktüten zum Sammeln der Eier. Denn genau die können den Meeresschildkröten sehr gefährlich werden. Die Schildkröten verwechseln schwimmende Tüten mit Quallen und die sind neben Krebsen und Kopffüßern ihr Hauptnahrungsmittel. Eine Studie aus dem Jahr 2014 zeigte, dass 90 % der untersuchten jungen Grünen Meeresschildkröten vom Menschen stammenden Plastikmüll im Verdauungstrakt hatten.

Wir alle müssen endlich weg vom Plastik, es gibt Alternativen!

Sonntag, 21. Oktober 2018

Vorsicht im Trubel von San José!

Busfahren zählt bisher zu meinen günstigsten Erfahrungen in Costa Rica. Für nur 4000 Colones (6€) fährt man von Sámara bis nach San José. Das ist eine Strecke von etwa 240 km!




Fünf Stunden Busfahrt bis San José

Letztes Wochenende haben Anna und ich es gewagt drei Nächte in San José zu verbringen. Gewagt aus dem Grund, weil wir vom gefährlichen Busbahnhof bei Nacht, Diebstählen und Waffengewalt wussten. Doch wir waren uns einig, wir wollten eintauchen in das Flair der großen Stadt und die Highlights entdecken. Gut vorbereitet, trugen wir alle Wertgegenstände versteckt am Körper und nur das Nötigste war dabei.

San José, die Hauptstadt Costa Ricas ist mit 340 000 Einwohner die größte Stadt des Landes und liegt etwa 1200 m hoch. Nachts wird es kühl, bei 14 Grad lässt sich gut ohne Moskitonetz schlafen. Die saugenden Stecher sind schließlich alle bei meiner Gastfamilie in Esterones! 😆

Die Stadt zeigt sich sehr laut und geschäftig. Die Straßen allesamt völlig verstopft, ein immerwährendes Verkehrschaos bestimmt das Leben in der Stadt. Die Straßennamen des alten Stadtzentrums sind im Schachbrettmuster angelegt. Die „Avenidas“ verlaufen von Ost nach West und die „Calles“ von Nord nach Süd. 



Für Samstag früh stand „Mercado Central“ auf dem Plan. „Mercado Central“ ist ein authentischer überdachter Zentralmarkt mit traditionellen Shops, in dem die Einheimischen für den täglichen Bedarf einkaufen. Bunt gewürfelt reihen sich über 200 kleine Läden aneinander. 

In Gedanken werde ich für Euch jetzt ein weiteres Mal die Halle betreten:


Gleich neben dem Metzger winkt mich der Schuhverkäufer lauthals zu seinen Sandalen. Im lauten Stimmengewirr kann ich ihn kaum verstehen und von irgendwoher zieht übler Geruch in meine Nase .... ich schaue nach rechts und entdecke ein hölzernes Regal, gefüllt mit vielen mir unbekannten Käsesorten.





.... und weil abgehärtete Marktbesucher (ich gehöre nicht dazu) gerne Hunger und Durst bekommen wird in der Mitte des Marktes frisch zubereitetes Essen verkauft. Dem Besucher bleibt dabei keine einheimische Spezialität verborgen. Die Rundum-Thekensitzplätze machen es möglich, dass man den Köchen in die rustikalen Pfannen und Töpfe schauen kann. 




Churreadas con Plátanos y Ceviche 
(Maispfannkuchen mit Kochbananen und Fischsalat)

Bunte Cocktails lassen die Kassen klingeln. Aufmerksam beobachte ich das blitzschnelle Mischen der Zutaten. Knallroter Flaschensirup und eine großzügige Schaufel Zucker geben die Grundlage im Mixer. Den größten Anteil haben zerkleinerte Eiswürfel (etwa 80%). Kreischend springt die Maschine an und schon Sekunden später fließt die eisige Cocktailcreme in geschmackvoll dekorierte Gläser. Ein äußerst gefragtes Getränk, nicht nur hier auf dem Markt.

Etwas weiter schauen Touristen im Ramsch, freuen sich und kaufen Sachen die die Welt nicht braucht. In den langen, düsteren Gängen drängen sich die Menschen. Marktschreier sorgen für chaotischen Lärm und an jeder Ecke weht ein anderer Geruch. Kräuter, Gewürze, Obst, Gemüse, Fleisch, Kleidung und Souvenirs, alles zusammen ein Feuerwerk an Düften und Farben.






Hier werden tatsächlich alle Sinne beansprucht! Aber immer wieder habe ich im Gedränge das Gefühl, dass sich jemand an meinem Rucksack bedient. Das Unwohlsein wächst, wir werden schneller. Gefangen im Labyrinth der Markthalle suchen wir nach Tageslicht und sind schließlich froh den Ausgang gefunden zu haben.

Auf der Suche nach weiteren Highlights bewegten wir uns in Richtung Fußgängerzone. Auch hier wimmelte es nur so von Menschen und ich fragte mich ob wir besser an einem anderen Wochentag nach San José gekommen wären ....


Im Hintergrund „Catedral Metropolitana“

Da San José erst seit 170 Jahren besteht hat die Stadt im Gegensatz zu anderen lateinamerikanischen Hauptstädten nur wenig historische Gebäude. Aber man findet sie, neben unschönen Betonklötzen steht hier unter anderem das wunderschöne Post- und Telegrafengebäude aus dem Jahr 1917 im Stil der französischen Renaissance.


Eine der sehenswertesten Kirchen der Stadt liegt direkt am Zentralpark. Die „Catedral Metropolitana“ vereint griechisch-orthodoxe, neoklassizistische und barocken Stil. Das innere der Kirche ist durch 14 Säulen geteilt. Über dem Altar befindet sich eine farbenfrohe und gut beleuchtete Kuppel. Bewundernswert sind der außergewöhnliche Fliesenboden im Kolonialstil und die beeindruckenden Buntglasfenster der Kirche.


Neben diesen Schönheiten wirkten die vielen Ramsch-Läden abschreckend. Die Fußgängerzone glich einem Jahrmarkt, vor den Läden standen „Marktschreier“, die ihre Ware anpriesen und die Kunden ins Geschäft lockten. Erschreckend viele Männer mit aufdringlichen Blicken begegneten uns, und nicht selten wurden wir angesprochen. Waren das Ablenkungsmanöver? Wir hatten Angst um unsere Rucksäcke. Schon früh machten wir uns auf den Weg zum Hostel um noch vor Anbruch der Dunkelheit in Sicherheit zu sein.

Den Sonntag begannen wir mit der Besichtigung des „Theatro National“.  Das Nationaltheater wurde 1891 nach dem Vorbild der Pariser Oper im klassizistischen Baustil errichtet. Da sonntags für Besucher geschlossen ist, nutzten wir die Möglichkeit im dazugehörigen Kaffeehaus eine Pause einzulegen. Dort machten wir Gebrauch vom "Trick" die Toilette des Hauses zu nutzen .... so blieb auch uns der Stiel und die Eleganz des Theaters nicht verborgen. Beeindruckende Marmor-Arbeiten, Wandmalereien, goldene Stuckdecken und elegante Ledersitzreihen zieren das prächtige Theater. 


Immer noch beeindruckt vom kolonialen Theater-Palast haben wir uns dann für einen grassen Gegensatz entschieden: „Was wird in Costa Rica auf einem Flohmarkt verkauft?“ Kurze Zeit später wussten wir es .... Costa Rica ist ein armes aber kreatives Land! Ein Flohmarkt in San José bietet sehr viel von dem, was man in Deutschland schon längst in den Müll geworfen hätte. Schrott, uralte Elektrogeräte, ausgelatschte Schuhe mit Löchern, verrostete, wieder plattgeklopfte Nägel, alte Glühbirnen .... denn man weiß nie, die könnten ja irgendwann wieder funktionieren!? 

Gleich danach besuchten wir den „Mercado Artesania“, einen kleinen Künstlermarkt mit typischen costa-ricanischen Kunsthandwerken. Unterschiedlichste Naturmaterialien, verarbeitet zu allerhand nützlichem wie Taschen, Hüte, Decken, Schmuck, Schüsseln und vieles mehr, werden hier verkauft. Sehr farbintensiv und alles individuell von Hand gemacht. 
Made in Costa Rica? Wer weiß ....

Echt blödsinnig und passt auch gar nicht hierher, aber wenigstens einmal im Leben wollte ich ein Hard Rock Café (HRC) von innen sehen. In San José gab es die Möglichkeit! 
Für alle die es noch nicht wissen, HRC ist eine Restaurant-Kette mit etwa 180 Filialen in über 70 Ländern der Welt. Bekannt wegen kultiger Atmosphäre, guter Musik und Ausstellungsstücken, die auf Auktionen gekauft oder direkt von Musikern zur Verfügung gestellt werden. HRC besitzt die größte Musikexponatensammlung der Welt. Signierte Gitarren, Bühnenkleidung, goldene Schallplatten und vieles mehr dient als Wanddekoration in den Cafés.


So kam es, dass wir im 10 km entfernten Hard Rock Café unser Mittagessen einnahmen. Es war nicht viel los, denn hier beginnt erst am Abend der Tag. Unser Vorteil: Freier Blick auf die ausgestellten Exponate der großen Stars!



Zum Essen wählten wir altbekannte „Geschmacksträger“ anstatt "Gallo Pinto". Von den Preisen reden wir besser nicht ....


Auch Johanna und Janis waren über das Wochenende in San José. Den Abend verbrachten wir zu viert im Restaurant des Hostels. Es gab allerhand zu erzählen und wir hatten viel Spaß beim Austausch unserer Erlebnisse. Sehr interessant fand ich, dass die beiden lockerer durch die Stadt gezogen sind und sich weniger belästigt fühlten. Lag es etwa daran, dass Anna und ich ohne Mann unterwegs waren??? 😢

Am Montag früh um 5 Uhr startete der Bus, mit dem ich schon vor sieben Wochen den Weg nach Esterones gefunden habe. 
Es goss wieder mal wie aus Eimern, die Scheibenwischer des Busses arbeiteten gegen die Wassermassen und der Regen trommelte lautstark aufs Blech. Wir wurden immer langsamer und irgendwann ging gar nichts mehr. Überflutete Straßen und umgefallene Bäume legten den Verkehr lahm. PURA VIDA, irgendwie wird`s schon weiter gehen! Und so war es dann auch, mit zwei Stunden Verspätung erreichten wir das Ziel. 


Oktober, Höhepunkt der Regenzeit (380 l/qm). 

Fazit:
San José ist ein teures Pflaster. Essen sollte man am besten nur in den kleinen Straßenläden, denn für einen Restaurantbesuch zahlt man deutlich mehr als in Deutschland. Aufgrund meiner Eindrücke wird mich San José wohl nur noch zum Übernachten bei einem Hin- oder Rückflug sehen. Ich ziehe kleinere Orte und Naturschönheiten den aufdringlichen Großstädten vor.

Dienstag, 9. Oktober 2018

Nacht des Zahlenschlosses und Arenal-Tour

Auch nach vier Wochen Generalstreik noch kein Ende in Aussicht, Gewerkschaftsverbände lehnen ersten Kompromissvorschlag ab. Ich bin mittlerweile ratlos, denn immer weniger Schüler kommen zur Schule und es braucht viel Phantasie und Ideenreichtum um die Schüler zum freiwilligen Lernen zu animieren.

Freitag vor einer Woche war frei und für Samstag früh war ein erster größerer Ausflug unter uns Freiwilligen geplant. Bereits um 6 Uhr sollte unsere „Arenal-Tour“ in Sámara starten. Da keiner von uns so früh hätte nach Sámara kommen können, beschlossen wir schon eine Nacht vorher vor Ort zu sein. 

Die beiden Freiwilligen Johanna und Janis arbeiten ebenfalls an einer Schule im 10 km entfernten Dorf Garza. Der gemeinsame Freitag in Sámara war also ein guter Tag zum Kennenlernen. Beim Strand-Lagerfeuer zusammen mit Surflehrer Jairo und Wilson verbrachten wir alle einen wunderschönen unvergesslichen Abend. 


Einen unvergesslichen Abend allerdings auch aus folgendem Grund:

Die Nacht verbrachten wir in einem Hostel, eine günstige Möglichkeit zu übernachten und unsere Wertsachen sicher unterzubringen. Janis hatte als einziger ein Schloss dabei, so konnten wir Fotokamera, Handy und Geld in einen Spint einschließen. Doch schon kurze Zeit später stellten wir fest, dass sich das Zahlenschloss nicht mehr öffnen ließ. Das Ding klemmte und keine Zahl der Welt konnte unsere Wertsachen ans Licht bringen. Auch der Hostel-Besitzer versuchte sein Glück, vertröstete uns aber dann auf den nächsten Morgen. Für uns zu spät, was sollten wir tun? Schon um 6 Uhr startete unsere Tour! 
Zu später Stunde beschlossen wir Angie, unsere Firsthand-Betreuerin anzurufen. Die schlief aber tief und fest und ganz besonders Janis verzweifelte, weshalb er uns alleine zum Lagerfeuer schickte. Janis versuchte es immer und immer wieder, Angie musste doch endlich wach werden .... und dann kam die erlösende Nachricht von Janis, er hatte es geschafft Angie zu wecken! 
Ja, und dann kam Angie doch tatsächlich mitten in der Nacht mit einer Flex und trennte das verdammte Zahlenschloss auf! Wie schon erwähnt, wir drei waren am Strand, aber für Janis müssen die Funken ein phantastisches Feuerwerk gewesen sein! 🎆

VIELEN DANK LIEBE ANGIE, DU BIST EINFACH SPITZE!

Die Arenal-Tour startete wie vereinbart, kurz nach dem Sonnenaufgang um 6 Uhr. Im Minivan erreichten wir nach vier Stunden den 200 km entfernten Vulkan Arenal .... vier Stunden um noch etwas Schlaf nachzuholen. 


Der Vulkan Arenal ist 1670 Meter hoch und gilt als einer der aktivsten Vulkane der Welt. Beim letzten großen Ausbruch vor 50 Jahren wurde eine ganze Siedlung vernichtet. Noch im Jahre 2010 waren die Eruptionen so stark, dass der Nationalpark evakuiert werden musste. Leider blieb uns der Blick auf den Vulkan verwehrt, dicke Wolken schickten Regen vom Himmel und verhüllten den beeindruckenden Vulkankegel.


Unweit vom Vulkan, befindet sich der spektakuläre Wasserfall von La Fortuna. Der Abstieg (500 Stufen) über einen steilen, aber gut befestigten Weg durch den Regenwald lohnt sich. Hier fällt das Wasser mit enormer Kraft aus einer Höhe von 70 Metern in ein natürliches Auffangbecken.



In der Nähe des Wasserfalls dem Fluss folgend, badeten wir mitten im Regenwald .... kein Regen konnte uns davon abhalten! 😁


Unser nächstes Ziel, unweit von der Stadt La Fortuna: Die heißen Quellen von Baldi (Baldi Hot Springs). Mir stockte der Atem als ich die riesige luxuriöse Therme sah. Sie entspricht überhaupt nicht meinem bisherigen Bild von Costa Rica, einem Land in dem Menschen sehr einfach leben, aber doch alles haben was sie brauchen. 
25 Thermalbecken unterschiedlicher Temperatur (25 bis 50°C) befinden sich hier in einer weitläufigen, top gepflegten tropischen Gartenanlage. Neben vier Kaltwasserbecken (die man unbedingt zum Abkühlen braucht), findet man einen Höhlen-Dampfbereich, Sprudelbecken, Massagebecken Schwallduschen, künstliche Wasserfälle, Riesenrutschen und vieles mehr. 



Auch hier versteckte sich der Vulkan hinter den Wolken. Doch die singenden Vögel, das Geräusch von fallendem Wasser, der tropische Regenwald und letztendlich auch die heilenden Quellen haben unsere lange Anreise schnell vergessen lassen. Wir stärkten uns am großen Restaurant-Buffet der Therme und tauchten ein in die Urlaubswelt der Touristen ... schweren Herzens habe ich auch das zur Therme gehörende Hotel mit Spa- und Wellness-Center wahrgenommen. Alles gut vermarktet, schließlich will der riesige Wasserpalast finanziert werden.

Auf der Heimfahrt entdeckten wir ein Faultier. Erstaunlich gut getarnt hängen die Tiere die meiste Zeit regungslos im Baum und schlafen bis zu 20 Stunden am Tag. In ihrem Fell leben viele Insekten und auf dem Fell wachsen Grünalgen. Von diesen Algen ernähren sich die Faultiere, sie sind neben Blättern eine willkommene Abwechslung auf deren Speiseplan. Die Farbe der Algen macht die Tiere im grünen Dschungel fast unsichtbar. Durch ein Fernglas geschaut war es mir möglich dieses Foto zu machen.

Gegen 21 Uhr ging ein erlebnisreicher Tag zu Ende. Totmüde freute ich mich auf den Schlaf unter meinem Moskitonetz .... bis mich die Brüllaffen und Hähne am nächsten Morgen um 5 Uhr wieder weckten. 🐵🐓


Brüllaffen, den Namen haben die niedlichen Äffchen wirklich verdient. Besonders viel brüllen sie wenn es regnet, bei Sonnenaufgang sowie Sonnenuntergang. Die männlichen Brüllaffen sind die lautesten Landtiere, sie haben ein vergrößertes Zungenbein, mit dem sie ihre Rufe kilometerweit verstärken können. In Costa Rica gibt es vier verschiedene Affenarten. Es sind Brüllaffen, Kapuzineraffen, Klammeraffen und Totenkopfaffen. Hier in Esterones ist der Wald voll mit Brüllaffen. Sicher könnt ihr jetzt verstehen warum es bei mir morgens um kurz nach fünf mit dem Schlaf vorbei ist! 😩


Montag, 1. Oktober 2018

Was ich schon immer mal machen wollte

S U R F E N

Surfen stand schon in Deutschland auf meiner „to do list“. Deshalb haben die ersten Surfstunden nicht lange auf sich warten lassen.

Die Bucht von Sámara hat einen ruhigen Wellengang und ist bestens für Anfänger geeignet. Das vorgelagerte Korallenriff und die Insel Chora schützen den Strand und verhindern starke Strömungen.

Wie schon erwähnt, gibt es in Sámara eine ausgezeichnete Surfschule. Mein Surflehrer Jairo, mit dem wir auch die wunderbare Kajak-Tour erlebten, ist ein erfahrener Surfer. Er ist sehr geduldig, hat viel Humor und legt großen Wert auf Grundlagen. Dabei schaut er absolut nicht auf die Zeit. Wirklich toll finde ich, dass man nach einer gebuchten Surfstunde für weitere fünf Tage kostenlos freie Bretter nutzen darf um das Gelernte zu vertiefen.

Der Unterricht begann mit grundlegenden Techniken und Sicherheitsregeln:

Wie trägt man das Brett, 
wie springt man auf und ab, 
wer hat Vorfahrt, 
der Strand bei Ebbe und Flut, 
Windbedingungen usw. 

Im zweiten Schritt haben wir das Besprochene auf dem Surfbrett am Strand geübt. Im dritten Schritt ging es ins Wasser, womit der schwierigste Teil begann .... wie komme ich auf das Brett? 😟
Wir paddelten ein Stück weit hinaus aufs Meer um auf einer Welle wieder zurück Richtung Strand zu surfen. Als ich dann endlich auf dem Brett stand, fühlte ich schnell, dass es nicht weniger schwer ist auf einem Brett stehen zu bleiben. Ich war sehr glücklich als ich das Gleichgewicht einigermaßen gut halten konnte. 
Ja, ich kann es auch jetzt noch kaum glauben, aber gegen Ende schaffte ich es sogar einige Male auf das Brett zu springen und auf einer Welle zu surfen! 😊

Der Kurs mit Jairo hat unglaublich viel Spaß gemacht! Anna und ich werden auch in den kommenden Wochen nicht aufgeben. Die nächste Lektion wartet auf uns .... 🏄