Sonntag, 25. November 2018

Halbzeit!

Da ich, wie jeder Europäer, bei der Einreise nach Costa Rica nur ein Visum für drei Monate erhalten habe, ist jetzt meine Zeit der Ausreise gekommen. Ich muss das Land für mindestens 72 Stunden verlassen. Danach darf ich erneut einreisen, worauf mein Visum um weitere drei Monate verlängert wird.

Ich nutze gerade die Gelegenheit und bin unterwegs:

OH, WIE SCHÖN IST PANAMA!


 

Streicharbeiten abgeschlossen

Schulmauer und „Bodega“ glänzen jetzt in frischer Farbe!

Mehrere Tage brauchte es unermüdliche Schüler, die in großer Hitze bei 35°C, auch nach dem Unterricht noch bereit waren die Malerrolle in die Hand zu nehmen. Alle waren sehr fleißig und froh, dass für das Streichen auch mal der Unterricht ausfiel. 


Selbst die Lehrerin, voller Motivation, ging mit gutem Vorbild voran. Ich entdeckte sie an einem Morgen schon um 7 Uhr mit Farbeimer und Rolle bei Ausbesserungsarbeiten.

Für den Schuleingang hatten wir uns etwas Besonderes ausgedacht. Der wurde zusätzlich mit erstrebenswerten Eigenschaftswörtern, wie z.B. Frieden, Solidarität, Engagement, Freundschaft, Respekt, und Kreativität aufgepeppt. 


Desweiteren gab es für die älteren Jungs den Auftrag den „Bodega“ (wörtlich übersetzt Keller) blau zu streichen. Dies ist eine Unterstellhütte für allerlei nützliches wie schuleigene Gartengeräte. 
Man achte auf den alten Bretterhaufen an der Hüttenwand. Das Holz sollte liegen bleiben …. es wurde doch tatsächlich drum herum gestrichen. PURA VIDA! 😀


Doch nur mit dem Anstrich gaben wir uns nicht zufrieden. Mittlerweile bewundert man auf der blauen Wand unter anderem auch einen Baum. Das besondere an ihm sind seine bunten Blätter, entstanden durch die Handabdrücke der Kinder.


Die jüngeren Schüler nutzten die Gartengeräte und übernahmen nicht weniger fleißig die Aufräum- und Reinigungsarbeiten.


Dienstag, 20. November 2018

Weihnachten beginnt im Postamt!

Ein Paket aufzugeben und auf eine 10.000 km lange Reise zu schicken kostet Geld und braucht Zeit. Die Kosten sind fix aber die Zeit ist ein dehnbarer Begriff. Theoretisch können das zwei Wochen sein, praktisch ist mit vier Wochen oder mehr zu rechnen. Egal, Hauptsache es kommt an. Und was so ein Paket unterwegs alles erlebt, dass wird immer sein Geheimnis bleiben …. 📦
Aber was man auf dem Postamt schon beim Aufgeben erlebt, das ist wirklich sein Geld wert! Da lässt der Postangestellte doch tatsächlich die vollen Paketgebühren in Briefmarken auf das Paket kleben. Glücklicherweise reichte die Paketfläche aus und es gab gratis ein Schälchen zum Anfeuchten der Briefmarken dazu. Ich sag´s Euch, bei der Menge ohne Wasserschälchen, da wäre die Zunge auf der Strecke geblieben! Das Kleben brauchte einige Zeit, hat sich aber gelohnt. Denn jetzt ist das Paket auf dem Weg und glänzt mit dem schönsten Weihnachtspapier aller Zeiten! 

Der Empfänger ist natürlich nicht das Christkind …. Die Überraschung bleibt bis der Paketdienst vor der Haustür steht.

PURA VIDA, so ein Paket hat man hier nicht alle Tage! 



Freitag, 16. November 2018

Abenteuerliche Dschungel-Quad-Tour

Samstag früh um 8 Uhr starteten wir eine geführte fünfstündige Quad-Tour ab Samara. Mit dabei waren Johanna und Janis aus Garza, Anna und ein bis dahin uns fremdes deutschsprachiges Ehepaar, Heike und Carsten. 


Nach englischer Fahrzeug-Einweisung durch unseren Guide Christian begann unsere abenteuerliche Reise mit vier Quads in südöstliche Richtung. 


Der Weg führte uns oberhalb der Strände Playa Samara, Playa Carillo, Playa Camaronal, Playa Islita und Playa Corozalito entlang. Wir fuhren auf Berge um an deren Spitzen spektakuläre Aussicht auf traumhafte, menschenleere Strände und türkisfarbenes Wasser zu genießen. 


Blick auf Playa Carillo


Es war später Vormittag als wir am Strand Playa Corozalito eine grausame Entdeckung machten. Hier lagen unzählige tote Schildkrötenbabys, scheinbar alle zu spät geschlüpft und von der Hitze vertrocknet. Nur ein Baby überlebte, sein Anblick tröstete uns und es war wunderschön anzusehen wie das Kleine den Weg ins Meer fand.


Oliv-Bastard-Schildkrötenbaby auf dem Weg ins Meer


Es folgten Wege abseits geteerter Straßen durch den Dschungel. Über staubige und matschige Geröllpfade ging es abwechselnd steil hoch und runter. Es gab „Adrenalin-Abhänge“, da blieb mir die Luft weg. Aber die Fahrt musste weiter gehen …. überwinden und durch! 😨


Es gab steinige Wasserwege, da ging auch mit dem Quad nichts mehr, zu Fuß überquerten wir einen Fluss um uns an einem versteckten Wasserfall vom Staub zu befreien. Eine Stunde Erholung! Wir sprangen von Wasserfallklippen in den natürlichen Pool und genossen den feinen Wassernebel und das erfrischende Bad im kühlen Nass. 



Christian unser Guide war bei den Quads geblieben und hatte zwischenzeitlich ein leckeres Barbecue vorbereitet. Mit Hunger im Bauch gingen wir zurück zu den Quads, glaubt mir: Es war ein wirklich berauschendes Gefühl als uns der Duft von gegrilltem Fleisch in die Nase stieg!


Gestärkt machten wir uns auf den Rückweg um die Fahrt mit dem Quad noch einmal in vollen Zügen zu genießen.

Wieder in Samara angekommen wurden wir von Heike und Carsten zum Bier in eine Bar eingeladen. Interessiert lauschten sie unseren bisherigen Erfahrungen in Costa Rica. Und dann war es auch schon wieder Zeit aufzubrechen um noch vor Dunkelheit zu Hause zu sein. 
Wir hatten Glück und schafften es doch tatsächlich zu viert einen Pick-up anzuhalten, der uns bis zur nächsten Bushaltestelle mitnahm. Der Fahrer bat uns flach auf die Ladefläche zu legen und meinte, dass uns keiner sehen darf weil das Mitnehmen von Personen auf der Ladefläche illegal sei. Sehr gerne gehorchten wir ihm und hatten während unserer zehnminütigen Fahrt bis zur Haltestelle unglaublich viel Spaß. 😂



Donnerstag, 15. November 2018

Endlich wieder Schule!

Noch vor einem Jahr (mitten in meiner Abiturvorbereitung) hätte ich im Traum nicht daran gedacht, mich auf die Schule zu freuen. Wie schnell sich doch die Zeiten ändern …. 

 Seit Dienstag letzter Woche darf ich wieder! 

Die Schule in meinem Dorf wird leider bis zu den großen Ferien geschlossen bleiben. Aber in Barco Quebrado, dem 4 km entfernten Nachbardorf, gibt es eine sehr nette verantwortungsvolle Lehrerin, die den Schulunterricht wieder aufgenommen hat. Dank meiner Organisation „First Hand“ dürfen wir beiden Freiwilligen diese Lehrerin unterstützen. An der Schule unterrichten normalerweise weitere Lehrer, doch auch sie sind immer noch dem Streik „verfallen“.

unser Klassenraum

die Pausenhalle

der Schuleingang

In Barco Quebrado gibt es 30 Schulkinder. Aufgrund des Streiks werden momentan im Wechsel vormittags elf Schüler der 4. bis 6. Klasse, und nachmittags fünf Schüler der 1. bis 3. Klasse unterrichtet. 


Der Altersunterschied ist demnach nicht ganz so groß wie in Esterones. Die Schüler arbeiten ruhig und sind motiviert. Ich begleite die älteren Schüler, der Unterricht findet im wöchentlichen Wechsel von 7:00 Uhr bis 10:30 Uhr bzw. von 12:30 Uhr bis 15:00 Uhr statt. Morgens gibt es zwei Pausen, in denen die Schüler mit Obst und warmen Gerichten versorgt werden. 

Letzte Woche wurde an zwei Tagen, gleich frühmorgens um 7 Uhr eine Spanisch- und Naturwissenschaftsarbeit geschrieben ….


7 Uhr hört sich sehr früh an, aber in Costa Rica beginnt der Tag schon um kurz nach fünf, man wird wach wenn die Tiere wach werden. Dementsprechend früh endet auch der Tag. Um viertel nach fünf ist Sonnenuntergang, nicht lange und man geht schlafen. Die Nähe zum Äquator ist Grund, dass Sonnenaufgang und Sonnenuntergang das ganze Jahr über nicht wesentlich voneinander abweichen. Umstände die es leicht machen einen bestimmten Rhythmus einzuhalten. Der frühe Schlaf ist der gesündeste, schützt gegen die lästigen Moskitos und sorgt nicht zuletzt für die Tatsache, dass in Costa Rica die ältesten Menschen der Welt leben. Die Menschen sind hier vielmehr mit der Natur verbunden und sie leben von dem was die Natur ihnen gibt. Hier wird gegessen was im eigenen Garten wächst und man hält Hühner weil sie Eier legen und Fleisch geben. Auf teure industriell verarbeitete Lebensmittel wird gerne verzichtet. Selbstverpflegung und Gartenarbeit halten die Menschen fit bis ins hohe Alter. Die Aufmerksamkeit gehört der Familie, denn die steht hier an erster Stelle. Es ist das Leben in der Großfamilie und der tägliche Besuch von Freunden und Nachbarn, der die Menschen in Costa Rica glücklich macht! Ich bin Teil der Familie und genieße es, wenn alle gemeinsam nach dem Mittagessen stundenlang im Schatten auf der Veranda sitzen und einfach nichts tun. Man ist eben mit der Natur verbunden und keiner würde in der Mittagshitze, bei tropischem Klima und 35°C, auf die Idee kommen hektisch zu werden. PURA VIDA! 

Und Ihr glaubt es nicht wie viele Personen auf unsere Veranda passen …. von hier aus hat man die Straße bestens im Blick. Man sieht wer alles vorbei geht und das ist sehr, sehr wichtig! 🙋


Ein seltener Anblick …. 
gut und gerne sitzen hier 8 Personen

Anna und ich durften vom ersten Tag an den Englischunterricht übernehmen. Neben Farben und Schulmaterialien konnten uns die Schüler enorm viele Tiere auf Englisch benennen. Ganz sicher nicht zuletzt wegen der großen Artenvielfalt Costa Ricas, denn sie zählt zu den höchsten weltweit. 

 

Mit mehreren Spielen, wie z.B. „Galgenmännchen“ und „Ich packe meinen Schulranzen“ festigten wir auf spielerische Weise das Wissen. In zwei Gruppen aufgeteilt zeigten sich die Jungs sehr ehrgeizig und gewinnorientiert. 

 

Zudem unterstützen wir die Lehrerin in Mathematik und Naturwissenschaften. Die Schüler lernen derzeit das schriftliche Dividieren und Multiplizieren und beschäftigen sich mit Umweltkatastrophen. In Gruppenarbeit wurden Fragen nach vorgegebenen Texten bearbeitet. 📚

Nach Unterrichtsende vergab die Lehrerin den Auftrag die verwitterte Schulmauer zu streichen. Aus schmutzigem Blau soll jetzt nach und nach frisches Grün werden. Feuchtes Klima und Regenzeit verlangt mehr Pflege als bei uns üblich, weswegen die Schüler schon erfahrene Meister im Anstreichen sind. 🎨



Wir haben das Glück, dass Annas Gastvater uns jeden Morgen zur Schule fahren kann. Den Heimweg gehen wir zu Fuß, eine knappe Stunde sind wir jeden Mittag unterwegs.
Leider habe ich bisher noch kein fahrtaugliches Fahrrad auftreiben können, denn Feuchtigkeit, salzhaltige Luft und Sand sorgen für ein schnelles Altern der Räder. Wer hier Wartung und Pflege vernachlässigt hat schon bald einen rostigen Esel, dessen Kette und Zahnräder nicht mehr funktionstüchtig sind.

Mittwoch, 7. November 2018

Halloween in Costa Rica

Das Wort Halloween leitet sich von „All Hallows Evening“, dem Abend vor Allerheiligen ab.

Das ursprüngliche Fest auf das der Halloweenbrauch zurück geht, stammt von den Kelten. Der 31. Oktober ist der keltische Neujahrstag. Die Kelten glaubten, dass die Toten nur an diesem Tag die Chance haben von der Seele eines Lebenden Besitz zu ergreifen. Für die Toten also die einzige Möglichkeit auf ein Leben nach dem Tod. So zogen die Kelten mit gruseligen Masken laut schreiend durch die Gegend um die Toten abzuschrecken und davon abzuhalten, von ihnen und ihrer Seele Besitz zu ergreifen.

Auch heute noch wollen wir zu Halloween die vielen bösen Geister vertreiben! 🎃

Costa Ricas Halloween ist der „Dia de la Mascarada“. Der Tag der Maskerade ist eine von den Spaniern importierte Tradition, die mich sehr an Karneval und unsere „Mainzer Schwellköpp“ erinnert. Maskenherstellung ist in Costa Rica ein traditionelles Handwerk, übergroße Pappmachéköpfe werden nach genauen zeitaufwendigen Vorgaben hergestellt. Es entstehen komische und übertriebene Köpfe prominenter Persönlichkeiten aus Politik, Mythologie, Sport und Film. Die beliebten Paraden finden verstärkt in den großen Zentren der besten Maskenmacher statt. Während sich die maskierten Teilnehmer durch die Straßen schlängeln, tanzen sie im Rhythmus traditioneller Folkloremusik.

In unserem kleinen Dorf kennt man keine Maskenparaden und auch keine geschnitzten, hell leuchtenden Kürbisse. Die Kinder sind auch nicht von Tür zu Tür gegangen, aber es gab ein großes Kinder-Halloween-Fest. Schon am Samstag vor dem 31. Oktober, trafen sich alle Kinder mit ihren Eltern im selbstgeschmückten „Salon Comunal“. 🎉



Ob groß oder klein, verkleidet oder auch nicht, alle hatten viel Spaß und übten sich in Spielen wie „Apfelfischen“, „Luftballontanzen“ oder „Piñata“. Gegen den Hunger gab es viele Kekse, Süßigkeiten und süße Getränke. 🍪





„Piñata“ ist ein in Mittelamerika zu Kindergeburtstagen verbreitetes Spiel. Piñatas sind bunte mit Süßigkeiten gefüllte Figuren aus Pappmaché, die an einem Seil von der Decke baumeln.



Mit verbundenen Augen (oder auch nicht) und einem Stock in der Hand müssen die Kinder so lange nach der Figur schlagen bis sie zerbricht und die Süßigkeiten herausfallen. Um das Ganze etwas schwieriger, spannender und lustiger zu machen, wird die Piñata so angebracht, dass sie während des Zuschlagens hoch- und runtergezogen werden kann.

Ein riesiger Party-Spaß nicht nur für den, der den Stock in der Hand hält! 


Trotz Fieber und starken Ohrenschmerzen habe ich mich zur Halloween-Feier aufgerafft. Die Feier konnte ich mir einfach nicht entgehen lassen! Der Tag, auf den ich mich zusammen mit den Kindern schon wochenlang gefreut habe …. 
SCHADE, dass es mir so schlecht ging. Eigentlich wollte ich viele gruselige Gesichter schminken, denn für Halloween hatte ich schon in Deutschland vorgesorgt und mir eigens dafür einen Kasten Theaterschminke gekauft. 



Ja, auf den Schminkkasten hat meine elfjährige Gastschwester Escarleth schon lange ein Auge und sie ließ es sich auch nicht nehmen noch vor der Feier zusammen mit ihrer jüngeren Großcousine Mileidy von mir geschminkt zu werden. 🎨


Donnerstag, 1. November 2018

Höhere Gewalt und Krankheit werfen Schatten

Leider wirft der Generalstreik immer noch einen großen Schatten über mein Schulprojekt …. sogar in Deutschland liest man darüber in der Presse. Dieser Bericht erreichte mich aus der fernen Heimat:


Mittlerweile haben einige Gewerkschaften zur Wiederaufnahme der Arbeit aufgerufen, andere wiederum setzen den Streik fort. Ausgerechnet die Lehrergewerkschaften zeigen weiterhin eine starke Mobilisierung. Wie es ausschaut scheint es jetzt den Lehrern selbst überlassen ob sie unterrichten oder nicht. So kommt es, dass die Schule bei uns in Esterones weiterhin geschlossen bleibt, aber in der Schule im Nachbardorf Barco Quebrado seit Montag wieder unterrichtet wird. 
Unser eigenes Schulangebot wird leider nicht mehr angenommen. Die meisten Eltern lassen ihre Kinder nicht zur Schule gehen und die Wenigen die kommen, sind motivationslos. 😢

Die nasse und kalte Nacht im Schildkröten-Camp hat mir zugesetzt. Seit fast zwei Wochen kämpfe ich gegen Viren und Bakterien. Angefangen hat es mit heftigen Ohrenschmerzen und jetzt bin ich bei einer dicken Erkältung angekommen. Die Regenzeit verabschiedet sich bald und es scheint mir als ob die Viren nochmal richtig zuschlagen bevor der Sommer kommt. Denn nicht nur Anna und mich hat´s erwischt. Nein, fast das ganze Dorf ist krank. 😷
Aber wie heißt es so schön? Was uns nicht tötet, härtet uns ab! 
Dank den gesunden Früchten frisch vom Baum, viel Flüssigkeit und dem costa-ricanischen „Vick VapoRub“ geht es mir jeden Tag etwas besser. 


Schauen wir mal wie es weiter geht. 
Vielleicht bietet sich mir ja schon nächste Woche die Möglichkeit in der Schule im Nachbarort zu arbeiten …. meine Organisation ist am Ball und ich bin mir sicher es wird eine Lösung geben.