Donnerstag, 15. November 2018

Endlich wieder Schule!

Noch vor einem Jahr (mitten in meiner Abiturvorbereitung) hätte ich im Traum nicht daran gedacht, mich auf die Schule zu freuen. Wie schnell sich doch die Zeiten ändern …. 

 Seit Dienstag letzter Woche darf ich wieder! 

Die Schule in meinem Dorf wird leider bis zu den großen Ferien geschlossen bleiben. Aber in Barco Quebrado, dem 4 km entfernten Nachbardorf, gibt es eine sehr nette verantwortungsvolle Lehrerin, die den Schulunterricht wieder aufgenommen hat. Dank meiner Organisation „First Hand“ dürfen wir beiden Freiwilligen diese Lehrerin unterstützen. An der Schule unterrichten normalerweise weitere Lehrer, doch auch sie sind immer noch dem Streik „verfallen“.

unser Klassenraum

die Pausenhalle

der Schuleingang

In Barco Quebrado gibt es 30 Schulkinder. Aufgrund des Streiks werden momentan im Wechsel vormittags elf Schüler der 4. bis 6. Klasse, und nachmittags fünf Schüler der 1. bis 3. Klasse unterrichtet. 


Der Altersunterschied ist demnach nicht ganz so groß wie in Esterones. Die Schüler arbeiten ruhig und sind motiviert. Ich begleite die älteren Schüler, der Unterricht findet im wöchentlichen Wechsel von 7:00 Uhr bis 10:30 Uhr bzw. von 12:30 Uhr bis 15:00 Uhr statt. Morgens gibt es zwei Pausen, in denen die Schüler mit Obst und warmen Gerichten versorgt werden. 

Letzte Woche wurde an zwei Tagen, gleich frühmorgens um 7 Uhr eine Spanisch- und Naturwissenschaftsarbeit geschrieben ….


7 Uhr hört sich sehr früh an, aber in Costa Rica beginnt der Tag schon um kurz nach fünf, man wird wach wenn die Tiere wach werden. Dementsprechend früh endet auch der Tag. Um viertel nach fünf ist Sonnenuntergang, nicht lange und man geht schlafen. Die Nähe zum Äquator ist Grund, dass Sonnenaufgang und Sonnenuntergang das ganze Jahr über nicht wesentlich voneinander abweichen. Umstände die es leicht machen einen bestimmten Rhythmus einzuhalten. Der frühe Schlaf ist der gesündeste, schützt gegen die lästigen Moskitos und sorgt nicht zuletzt für die Tatsache, dass in Costa Rica die ältesten Menschen der Welt leben. Die Menschen sind hier vielmehr mit der Natur verbunden und sie leben von dem was die Natur ihnen gibt. Hier wird gegessen was im eigenen Garten wächst und man hält Hühner weil sie Eier legen und Fleisch geben. Auf teure industriell verarbeitete Lebensmittel wird gerne verzichtet. Selbstverpflegung und Gartenarbeit halten die Menschen fit bis ins hohe Alter. Die Aufmerksamkeit gehört der Familie, denn die steht hier an erster Stelle. Es ist das Leben in der Großfamilie und der tägliche Besuch von Freunden und Nachbarn, der die Menschen in Costa Rica glücklich macht! Ich bin Teil der Familie und genieße es, wenn alle gemeinsam nach dem Mittagessen stundenlang im Schatten auf der Veranda sitzen und einfach nichts tun. Man ist eben mit der Natur verbunden und keiner würde in der Mittagshitze, bei tropischem Klima und 35°C, auf die Idee kommen hektisch zu werden. PURA VIDA! 

Und Ihr glaubt es nicht wie viele Personen auf unsere Veranda passen …. von hier aus hat man die Straße bestens im Blick. Man sieht wer alles vorbei geht und das ist sehr, sehr wichtig! 🙋


Ein seltener Anblick …. 
gut und gerne sitzen hier 8 Personen

Anna und ich durften vom ersten Tag an den Englischunterricht übernehmen. Neben Farben und Schulmaterialien konnten uns die Schüler enorm viele Tiere auf Englisch benennen. Ganz sicher nicht zuletzt wegen der großen Artenvielfalt Costa Ricas, denn sie zählt zu den höchsten weltweit. 

 

Mit mehreren Spielen, wie z.B. „Galgenmännchen“ und „Ich packe meinen Schulranzen“ festigten wir auf spielerische Weise das Wissen. In zwei Gruppen aufgeteilt zeigten sich die Jungs sehr ehrgeizig und gewinnorientiert. 

 

Zudem unterstützen wir die Lehrerin in Mathematik und Naturwissenschaften. Die Schüler lernen derzeit das schriftliche Dividieren und Multiplizieren und beschäftigen sich mit Umweltkatastrophen. In Gruppenarbeit wurden Fragen nach vorgegebenen Texten bearbeitet. 📚

Nach Unterrichtsende vergab die Lehrerin den Auftrag die verwitterte Schulmauer zu streichen. Aus schmutzigem Blau soll jetzt nach und nach frisches Grün werden. Feuchtes Klima und Regenzeit verlangt mehr Pflege als bei uns üblich, weswegen die Schüler schon erfahrene Meister im Anstreichen sind. 🎨



Wir haben das Glück, dass Annas Gastvater uns jeden Morgen zur Schule fahren kann. Den Heimweg gehen wir zu Fuß, eine knappe Stunde sind wir jeden Mittag unterwegs.
Leider habe ich bisher noch kein fahrtaugliches Fahrrad auftreiben können, denn Feuchtigkeit, salzhaltige Luft und Sand sorgen für ein schnelles Altern der Räder. Wer hier Wartung und Pflege vernachlässigt hat schon bald einen rostigen Esel, dessen Kette und Zahnräder nicht mehr funktionstüchtig sind.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen